Special_Ein Kontinent spielt Fußball_08.07.2016

auch am morgen danach überwiegt der blues. ein ausscheiden überflüssig wie ein kropf. zumindest huldigt die internationale presse nicht nur den französischen helden und sieht deren land in „extase“, sondern auch dem „über weite strecken besseren team“.
ich glaube nicht, dass man jogi löw taktisch einen vorwurf machen kann, im gegenteil: er hat gelernt, dass man im modernen fußball die eigenen stärken in deckung bringt mit den vermeintlichen schwächen des gegners. das mittelfeld wurde gestern dank seiner umstellungen lange zeit gut verdichtet und klar beherrscht, höwedes hat im rahmen seiner möglichkeiten sehr gut gespielt, mustafi ist auf einem ähnlichen level. schweini geht halt jetzt als tragische figur aus seinem sicherlich letzten großen turnier: elfmeter verschossen, elfmeter verschuldet, am zweiten gegentor beteiligt. ein bisschen unglücklich am ende einer großen karriere, aber in summe hat er gestern auch überdurchschnittlich gespielt.
ich musste über das posting von Jörg Michael Simmer gestern abend noch ein bisschen nachdenken und bin in einem punkt seiner meinung: im vergleich mit den auftritten seit der wm 2010, insbesondere jenem bei der wm 2014, wirkte das deutsche spiel bei diesem turnier doch relativ sachlich. mit einer sanften rhetorischen überhöhung im gepäck könnte man über gewisse strecken der auftritte auch von einer planerfüllungsmission sprechen. die ultimative lockerheit und leidenschaft haben möglicherweise gefehlt. und so war uns frankreich gestern abend nicht nur in punkto chancenverwertung überlegen, sondern auch in fragen der leidenschaft. so ist das manchmal, wenn eine mannschaft, die nur gewinnen kann, auf eine trifft, von der alle erwarten, dass sie gewinnt und die somit einiges zu verlieren hat.
man kann sicher einige positionen der mannschaft kritisch diskutieren (sturmzentrum, außen), aber grundsätzlich spielt deutschland (auch ohne riesige leidenschaft) wenn es darauf ankommt meistens auf dem niveau, das eines weltmeisters würdig ist. man muss sich wenig gedanken machen, andererseits aber auch hart arbeiten, um diese leistungsgrenze immer wieder zu erreichen. hinsichtlich der weltmeisterschaft 2018 war die niederlage gestern möglicherweise gar nicht mal so schlecht.
ich wünsche euch ein schönes wochenende und am sonntag dann ein schickes endspiel. die lebhaften diskussionen nach den spielen haben sehr viel spaß gemacht, danke an alle teilnehmer!
cheers!