Der Aufschrei

wenige minuten nach meinem posting ging ein aufschrei durch meinen freundes- und nichtfreundeskreis. okay, ich muss mich erklären:

portugal 2014 hatte eineinhalb waffen: kombinationsfußball und christiano ronaldo. weil beides unberechenbar war, der kombinationsfußball in seiner diven- bzw. lauenhaftigkeit zudem nicht auf höchstem niveau stattfand, war klar, dass portugal niemals den ganz großen wurf würde landen können.
mit dem wechsel zu fernando santos, der als ehemaliger griechischer nationaltrainer in einer großen defensivtradition steht, war die erste amtshandlung sehr offensichtlich, das defensivverhalten des gesamten teams neu zu ordnen. warum? weil die defensive tatsächlich meisterschaften gewinnt.
portugal 2016 spielt aus dieser defensive heraus nur noch sehr viel weniger gezielt nach vorne. wenn sie aber das tempo anziehen, ist das beeindruckend. das war gegen starke kroaten zu sehen und gestern zwischen der 30. und 60. minute auch. verteilt wird diese selektive offensive längst auch auf anderen schultern, schultern von jüngeren, sehr hungrigen spielern wie raphael guerreiro (glückwunsch bvb), william carvalho, cedric soares oder renato sanches.
und ja, es ist richtig: viele em-spiele waren spektakulärer, torreicher. da waren allerdings auch mannschaften beteiligt, deren akteure sich mittlerweile an irgendeinem schicken strand caipis reintun.
fernando santos ist ein überragender coach, weil mit seiner mannschaft sozusagen eine swot-analyse gemacht- und die richtigen schlüsse gezogen hat. auch gestern hat er die stärkste waffe der polen, die rechte seite, mit einer umstellung (der lauffaule und defensiv nicht existente ronaldo auf die 9, renato sanches nach links) in der halbzeit quasi neutralisiert: polen hatte nur noch ein, zwei situationen, die über links, den immer müder werdenden grosicki initiiert wurden. auch hier hat offensichtlich wieder ein abwägen stattgefunden: kann man auf sanches, der das spiel bis dahin getragen hatte, in der mitte verzichten? ungern, aber eindeutig ja, weil ich damit die gefahr eines weiteren gegentores maximal reduziere. das ist clever. simply clever.
spektakel gibt es möglicherweise anderso, erfolg trägt momentan die farben rot-grün.