Die Abschlusstabelle 2009/2010

„Wir brauchen Eier“, wusste schon Oli Kahn. Und weil der Titan grundsätzlich immer Recht hat (er versteckt das gerade als öffentlich-rechtlicher Experte nur sehr gut), hier unser Beitrag zum Thema Eier: Wir legen uns fest und wissen (nach kurzer, aber hitziger Debatte) schon jetzt mit hundertzwoprozentiger Sicherheit, wie die Abschlusstabelle der aktuellen Bundesligasaison aussehen wird.

1. Bayern München
2. HSV
3. VfB
4. Dortmund
5. Wolfsburg
6. Werder
7. Hoffenheim
8. Schalke
9. Leverkusen
10. Hertha
11. Köln
12. Gladbach
13. Nürnberg
14. Bochum
15. Freiburg
16. Frankfurt
17. Mainz
18. Hannover

Wer dagegen wettet (Meister und Absteiger) und am Ende der Saison besser liegt, kann eines von zehn originalen Fußballgedanken-Shirts gewinnen. Zuschriften bitte über die Kommentarfunktion.

Systemkonkurrenz

Keine Angst, der Kalte Krieg ist tatsächlich vorbei und wird auch für diesen kleinen Artikel nicht wieder auferstehen. Schließlich geht es hier um Fußball. Der Krieg der Welten beschränkt sich deshalb auf zwei Spielarten des klassischen 4 – 4 – 2, wobei jüngste Entwicklungen beinahe von einer Trendwende sprechen lassen könnten.

Die im Mittelfeld lange Zeit vorherrschende Raute, die mit zentral-defensivem Mittelfeldspieler, zwei Flügelspielern und einem Mann in der offensiven Zentrale dem 4 – 4 – 2 überhaupt erst zum Siegeszug verholfen (und den Libero in den wohlverdienten Ruhestand geschickt) hatte, ist in die Defensive geraten; in die Zange genommen von zwei Sechsern, wenn man so will. Naja, ganz so weit ist es noch nicht, aber die traditionelle Rautendominanz bröckelt doch immerhin. Die Idee, zwei defensive Mittelfeldspieler vor die Abwehrkette zu stellen, ist wahrlich nicht neu. Neu ist hingegen, wie viele Mannschaften mit ihr agieren wollen oder sich zumindest diese Option offen halten.

Stuttgart, Berlin, Hamburg, Köln, Freiburg, Mainz, optional Hoffenheim und die Münchner Bayern, wo Neuzugang Tymoshchuk statt rechts in der Raute auch auf der Sechs neben Van Bommel spielen könnte, heißen die wackeren Gallier, die gegen die Rauten-Phalanx zu Felde ziehen. Selbst Rautenkönig Thomas Schaaf hat in Bremen nach langen Jahren des gepflegten Viereck-Fußballs dem neuen System zumindest vorerst das Ja-Wort gegeben. Nach dem Weggang von Diego und mangels adäquatem Ersatz steht aber zu vermuten, dass es sich hier eher um eine Zwangsehe als um eine Liebesheirat handelt.

Dass sich die Option mit der Doppel-Sechs in der neuen Saison solch unverhoffter Beliebtheit erfreut, liegt vermutlich nicht zuletzt an Markus Babbel. Ob die Umstellung auf den Zwei-Mann-Riegel vor der Abwehr nach seinem Amtsantritt beim VfB auf die aktive Zeit als Toreverhinderer zurückgeht, ist nicht bekannt. Fest steht jedenfalls, dass mit zwei Sechsern mehr Stabilität ins schwäbische Spiel einkehrte – und der Erfolg. Die Vorteile des Systems ließen sich am VfB exemplarisch beobachten. Die Arbeitsteilung auf der defensiven Mittelfeldposition entlastet die Viererkette, was neben dem offensichtlichen Stabilitätsgewinn offensive Räume für die Außenverteidiger schafft und eine rein offensive Besetzung der Flügel ermöglicht. Überhaupt muss attestiert werden, dass die Doppel-Sechs nicht nur defensiv effektiv ist, sondern bei cleverer Umsetzung auch im Angriff von Vorteil sein kann. Das setzt voraus, dass die Mittelfeldspieler, vor allem die Sechser, aufmerksam verschieben und letztere ihr Spiel flexibel aufeinander und auf die Spielsituation abstimmen. Mit dieser Abstimmung steht und fällt das gesamte Spiel. Wenn es gelingt, die ständige Rochade zum System zu machen; wenn beide Sechser intelligent und spielstark genug sind, um sich Angriffs- und Abwehrarbeit zu teilen, ist – im Optimalfall – die Mannschaft sowohl offensiv schwer auszurechnen als auch abwehrstark. Der VfB hat das in der vergangenen Rückrunde mit einigem Erfolg praktiziert, als Hitzlsperger, der starke Khedira und zunehmend auch Martin Lanig gut harmonierten und sich abwechselnd in die Offensive einschalteten. So ist es nicht abwegig zu vermuten, dass dieser erfolgreiche Anschauungsunterricht durch den VfB, der bewies, dass die Doppel-Sechs nicht mehr nur etwas für Maurer und andere Handwerker ist, zum Umdenken bei den Trainerkollegen führte.

Dass das neue Trend-System bei mangelhafter Abstimmung jedoch durchaus seine Tücken hat, durfte der aufmerksame Beobachter am Montag am Beispiel des HSV beobachten. Gegen Zweitliga-Aufsteiger Düsseldorf offenbarten die Hamburger im DFB-Pokalspiel ungeahnte Defensivschwächen – ausgehend von der Sechser-Position.

Zé Roberto, der den offensiven Sechser-Part übernahm, vergaß ob einiger schöner Angriffsaktionen augenscheinlich seine Aufgaben in der eigenen Hälfte. Nebenmann Tesche war von der alleinigen Bewältigung der Staubsaugerrolle weitgehend überfordert, wodurch sich immer wieder riesige Lücken vor der Viererkette auftaten. Dass diese in der ersten Halbzeit wiederholt schlecht aussah, lag demnach nicht nur an Abstimmungsproblemen der Innenverteidiger und einem wiederholt indisponierten Demel auf der rechten Abwehrseite, sondern in erster Linie an der strukturellen Überforderung, die ihren Ursprung im Mittelfeld hatte.

Dass der HSV-Motor ausgerechnet gegen einen unterklassigen Gegner noch ein wenig stotterte, ändert nichts an der Tatsache, dass der Sportverein aus Hamburg zu den heißesten Anwärtern auf den Meistertitel gehört. Zumindest auf den inoffiziellen im Herbst. Mit der Rückkehr von Jarolim wird die defensivere Sechser-Position solider besetzt sein als mit dem jungen Tesche. Dass Zé Roberto sich vermehrt in die Offensive einschaltet, ist dann kein Makel mehr, sondern hat System. Mit Eljero Elia hat der HSV in der Sommerpause zudem den verheißungsvollsten Transfer aller Bundesligisten getätigt und sich in der Offensive substantiell verstärkt. Wie sich Marcus Berg einfügen wird, muss sich erst zeigen. Trotzdem: Wer redet noch von Olic?

Anpfiff

Am kommenden Freitag startet die Fußball-Bundesliga in die Saison 2009/2010. Mit dem Titelverteidiger VfL Wolfsburg, seinem neuen Trainer Armin Veh, der ausgerechnet auf seinen ehemaligen Verein VfB Stuttgart trifft, und vielen weiteren spannenden Umständen:

Was machen die Bayern auf ihrem neuen Weg der niederländischer Fußballschule? Wie verläuft die Champions League-Saison? Kann sich Hoffenheim als Ligagröße etablieren? Schafft Leverkusen den Durchbruch und rockt die traditionelle Derbykonkurrenz aus Mönchengladbach mit ihren bemerkenswerten Neuzugängen die Liga? Wer steigt mit Hannover 96 aus der deutschen Premiumklasse ab? Und wer ist eigentlich der Herr Tuchel?

Wir starten mit einem knackigen Einschätzung von Daniel Monninger zum vielfach praktizierten Spielsystem der so genannten Raute. Viel Spaß beim Lesen und kontroversen Diskussionen.

Mehr Futter folgt.

Hallo Fussballwelt!

Liebe Freunde des gepflegten Balls,

zuerst war es nur eine gute Idee, jetzt ist es plötzlich Realität: Fussball in seiner inhaltlichen wie epischen Breite zu analysieren, diskutieren und kommentierten erfüllt in keinem Land der Welt mehr den Tatbestand einer innovativen Marktlücke.

Dennoch hat das Projekt fussballgedanken.de seine Existenzberechtigung und wird sich als ergänzender Faktor in der bunten Welt des Fußballsports etablieren, ausgehend von der Basis Deutschland, konzentriert auf internationale Perspektiven.

Es ist der andere Blick auf die Dinge, nicht spektakulärer, in jedem Fall aber mehrdimensional. Ein Blick, der erklärt, warum der FC Bayern München die Champions League in der Saison 2008/2009 nicht gewinnen konnte. Ein Blick, der die guten wie schlechten Leistungen der deutschen Nationalmannschaft richtig bewertet. Und auch ein Blick, der sich freut, wenn deutsche Talente ihre Stammvereine und auch die Bundesliga verlassen, um bei großartigen Mannschaften zu lernen und am Ende des Tages schlicht besser zu werden.

Themen gibt es viele, nahezu stündlich. Ideen, Meinungen, Skandale und spannende Spiele beglücken das Herz eines jeden Fussballfan und Journalisten und schreien nach kommentatorischer Arbeit. Gehen wir es an!

Euch viel Spass, uns viel Erfolg, ein gerüttelt Maß an Aufmerksamkeit und viel Kreativität.

Cheers.